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Zerbster Schwimmclub von 1902

Schwimmfest 1912

Kleine Geschichte des Vereins „Zerbster Schwimmclub von 1902“

Ein kleiner Kreis von Schwimmfreunden hatte sich zusammengetan und zum 4. September 1902 eine Versammlung für alle Wasserfreunde einzuberufen. Der Zweck war die Gründung eines Schwimmvereins in Zerbst. Die Gründungsversammlung fand im Restaurant „Zum Deutschen Kaiser“ in der Rennstraße 18 statt. Damaliger Besitzer und Wirt war Th. Jahr.

Der Gemeinderat der Stadt Zerbst fasste im Frühjahr 1902 den Beschluss zum Bau einer Flussbadeanstalt am heutige Tobaksweg. Die Baukosten beliefen sich auf 37000 Mark.
Der neue Verein gründete sich an dem Abend und trug den Namen:

„Zerbster Schwimmclub von 1902“

Jetzt konnten sie lautstark auftreten und den damaligen Magistrat der Stadt Zerbst ins Gewissen reden, das doch die nun stark baufällige „Nuthe-Badeanstalt“ neu zu gestalten wäre. Man sprach von einem „Moorloch“! Es gab einen Beschluss des damaligen Stadtrates zur Schaffung einer neuen Flussbadeanstalt am Nuthestrand. Mit der Eröffnung des neuen Bades wurde der noch bei unseren Eltern bekannte Bademeister Gustav Schade eingestellt. (Bild)

Wer über den dichten Bretterzaun zwischen Damen- und Herrenbad zu den Damen lugte, bekam etwas mit dem berühmten Handfeger zu tun.

Gedenkstein

Im Jahre 1904 wurden die ersten Vereinssatzungen geschaffen. Im Jahre 1906 konnte man schon die erste Damenabteilung des Clubs in verschiedenen Disziplinen bewundern. Dann etwas weiter bekannte man sich zu den Vereinsfarben Schwarz – Gelb, denn eine Fahne und ein Vereinsabzeichen sollte jeder attraktive Verein besitzen.

Sportlich konnte der Verein schon einige Erfolge verbuchen. Jährlich stattgefundene Schwimmfeste waren immer Höhepunkte, denn weitere in Zerbst bestehende Sportvereine, hatten auch gute Schwimmer in ihren Reihen. Im Jahre 1913 konnte der Schwimmklub bereits 60 Mitglieder verbuchen. Durch den Schwimmwart, heute sagen wir Trainer, Ernst Langer, genannt „Fisch Langer“,“ wurde ein großes Schwimmfest angeregt. Bei einer Beteiligung aus Vereinen anderer Städte wurden nur diese zugelassen, welche über keine Schwimmhalle in ihrem Ort verfügten.

Bademeister Schade

Man erkannte schon damals die Vorteile von Trainingsmöglichkeiten über das ganze Jahr. Bis zum Jahre 1914 hatten sich die Herren W. Keneder und Max Buschmann, als dem Klub erste Vorsitzende und Ernst Langer als langjähriger Schwimmwart hervorgetan. Weiterhin leistete Sportfreund Fritz Schäfer als Wettkämpfer und zugleich 2. Vorsitzender eine gute Arbeit. In den Kriegsjahren des 1. Weltkrieges hatte der Verein große Sorgen alles zusammenzuhalten. Allen Schwierigkeiten zum Trotz wurden in den Jahren, besonders durch die jungen Mitglieder zwei Schwimmfeste abgehalten. Erste Vorsitzende waren damals: C. Arndt, E. Hartmann, W. Krüger, W. Voigt, W. John und Karl Pallack. Eine ganze Anzahl kehrte aber aus dem unseligen Krieg nicht zurück. Ihnen wurde zu Ehren der erste Gedenkstein eines Vereins errichtet. Beim Anschwimmen im Mai 1921 wurde er eingeweiht. Leider ist er heute unauffindbar.

Otto Köppe jun.

Anfang des Jahres 1919 wurde das Vereinslokal „Alt Zerbst-Ankuhn“, Gastwirt war Bussenius, geräumt. Es ging zum „Hotel Anhalt“, jedoch nach einem Jahr auf allgemeinen Wunsch nach dem „Hotel zum Erbprinzen“ wieder gewechselt. Nach dem Kriege gelang es, eine tüchtiger Schwimmmanschaft aus der heran gewachsenen Jugend, neu zu bilden. Es fehlte aber eine 50-Meter-Bahn. Bis jetzt führte in der Mitte des Bassins eine Bretterwand, welches das Damenbad abgrenzte. Noch dazu eine Brücke, sodass es nur noch eine 38-Meter-Bahn gab. An einem Sonntag früh 6 Uhr traf sich der gesamte Klub und entfernte die Brücke und die trennende Bretterwand, sodass jetzt eine 50 Meterbahn entstand. Jetzt war ein gutes Training möglich. In den Jahren 1921 bis 1923 konnte sich die Wasserballmannschaft bis zum Endspiel um die Gaumeisterschaft durchkämpfen. Letzter Gegner war hier Schwimmklub Halle 02. Jetzt ging der Wunsch in Erfüllung, einen eigenen Umkleideraum zu besitzen. Vom Internierungslager bei den Mucheln, konnte eine Offiziersbaracke erworben, abgebaut und wieder aufgestellt werden. Gefeierter Sieger war des Öfteren Sportsfreund Otto Köppe jun. Als Schwimmer konnte er in Berlin die Strecke „Quer durch Berlin“ mit einer Länge von 4700 Meter in der II. Seniorenklasse siegen. Er erhielt vom Oberbürgermeister der Stadt Berlin die „Eiserne Ehrenplakette“ überreicht. Auch in Leipzig für 1500 Meter blieb er Sieger. Viele Erfolge konnten in den folgenden Jahren erreicht werden.

Das große Ziel war aber stets ein eigenes Schwimmbad zu errichten. Mit dem Baubeginn des Zerbster Schwimmbades und deren Fertigstellung im Jahre1934 zur Olympiade hatten die Zerbster Schwimmer nun große Möglichkeiten ihr Können zu erweitern. Nach Beendigung des II. Weltkrieges im Jahre 1945 wurde auch der 43 jährige Zerbster Schwimmklub von 1902 aus gesellschaftspolitischen Erwägungen aufgelöst.