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Der ehemalige Fischmarkt

Unser alter Fischmarkt

Fischmarkt mit St. Nikolai

Als es in Zerbst noch 5 Stadtviertel gab, war der Fischmarkt zum Heideviertel gehörig.
Rund um die Nikolaikirche waren die bekannten alten Marktstätten, wie Schleibank, Holzmarkt, Salzmarkt, Heumarkt usw. Hier standen viele „Verkaufsbuden und Gewandstätten“. Verfallen und weggeräumt entstanden dann rund um den Fischmarkt die bis zum 16. April 1945 gestandenen Häuser.
Zum ersten Mal kommt die Bezeichnung „Fischmarkt“ im Jahre 1338 aus dem Dunkel der Geschichte
mit der Bezeichnung „forum piscum“, also als Platz für den Fischhandel.
Später dann wandelte sich der Name 1397 um, er hieß jetzt „Fischbänke“. Bänke waren zu dieser Zeit die Verkaufsstände der Händler. Ab dem Jahre 1407 bekam der Handelsplatz die heutige Benennung
Fischmarkt.

Fischmarkt 11

Auf dem freien kleinen Platz waren das ehemalige Brauhaus und die Gaststätte „Zum Braustübl“, mit einer schönen holzgeschnitzten Tür und der Jahreszahl 1668 bekannt. Der Bürger, Böttcher und Ratsherr Tobias Nato hatte diese in dem 1945 verloren gegangenen Sitznischenportal geschaffen.
Beim Wiederaufbau in den Jahren 1980 bis 1988 wurde die Straßenbezeichnung einfach „wegrationalisiert“. Der Bürgerwille vor ein paar Jahren hatte die Straßenbezeichnung „Fischmarkt“ dann wieder durchgesetzt.

Der Hydrant vor dem Braustübl auf dem Fischmarkt
Im Winter des Jahres 1944, es hatte gerade geschneit, spielten wie immer die Kinder vom Fischmarkt auf dem großen freien ehemaligen Marktflecken. Alles hatte schon ein weihnachtliches Aussehen.
Der pappige Schnee ließ es zu, dass man sehr schöne Schneerollen machen konnte um anschließend diese zu einem Schneemann zu verarbeiten.
So kam man doch auf die grandiose Idee einen Schneemann um den seit Jahrzehnten vor dem Hause stehenden Hydranten zu bauen. Alle Jungen packten fleißig mit an und bald war das Kunstwerk fertig. Alles freute sich.
Von der Heide her hörten die Jungen Motorengeräusch. Alles lauschte, was da wohl für ein Gefährt erscheint. Es war ein PKW – DKW, mit dem damals üblichen Plasteteilen und einem Holzchassis. Der Fahrer war kein anderer als der damalige Kreiswegemeister des Landratsamtes.

Zerbst - Fischmarkt

Gerade diese Ordnungsmenschen mit ihren Feldhütern waren nicht gerade die Freunde der Jungen vom Fischmarkt, wenn man sich in der Feldmark bewegte. Es war auch deshalb verwunderlich, weil es ja immer Benzinmangel gab, und da war das Erscheinen eines Autos immer etwas Besonderes.
Der PKW hielt und der Fahrer erledigte was im Hause des Kaufmanns Runkel. Da wuchs natürlich in den Köpfen der Jungen eine geniale Idee.
„Onkel tust du uns einen Gefallen und fährst mal mit deinem Auto unseren Schneemann um?“ Gesagt getan. Kühleratrappe, Stoßstangen und eine Lampe hatten daran glauben müssen. Der liebe Kreisstraßenmeister wollte einen von uns Jungen erwischen, aber die waren längst in Richtung Schulstraße verschwunden. Der Hydrant stand immer noch an seiner Stelle – armes Auto!

Helmut Hehne

Fischmarkt Nordseite

Fischmarkt Ostseite

Fischmarkt um 1920