Heinrich Gelzenleuchter
Heinrich Gelzenleuchter – ein mutiger Zerbster
Wenn wir in jedem Jahr die Zerstörung unserer Stadt am 16.April1945 gedenken, dann steht dies zu einer weiteren Erinnerung an einen mutigen und beherzten Bürger unserer Stadt, an Heinrich Gelzenleuchter.
Als er am 26.Oktober 1975 sein arbeitsreiches Leben beendete, waren viele Zerbster traurig, aber auch stolz auf eine Tat, die er mit Dr. Hermann Wille vollbrachte.
Nach der Zerstörung unserer Stadt beauftragte der damalige Oberbürgermeister Dr. Helmuth Abendroth die zwei Zerbster, mit den an der Elbe liegenden Amerikanern, die Übergabe der Stadt zu verhandeln.
Mit dem Fahrrad zogen beide los über Leps-Eichholz nach Walternienburg.
Heinrich Gelzenleuchter sprach englisch und verhandelte so mit dem Regimentskommandeur des 329. Infanterieregiment Oberst Crabill. Anschließend noch mit dem zuständigen Generalleutnant Simpson in Güterglück.
Das Schicksal einer erneuten Beschießung und einer radikalen Vernichtung durch ca. 130 Geschütze aus dem Raum Barby-Walternienburg stand unmittelbar bevor.
Die historischen Worte Heinrich Gelzenleuchters: „Es ist wichtiger, das eigene Leben in die Schanze zu werfen, als das Leben vieler Tausend Bürger aufs Spiel zu setzen!“
Und Dr. Hermann Wille bemerkte bei einem Gespräch in Tochheim: “Herr General, lassen sie es im Namen der Humanität genug sein!“ Worte mutiger Männer.
Mehrmals war Heinrich Gelzenleuchter als Geißel mit Captan Francis Schommer in Zerbst um die Übergabe der Stadt zu erwirken. Zum Schluss fiel bei ihm eine denkwürdige Entscheidung. Er fuhr zu den Amerikanern und erklärte sich als Geißel, dass kein Schuss beim Einmarsch in Zerbst mehr fällt. Die Amerikaner glaubten ihm und kamen am 28. April 1945 gegen 17.00 in Zerbst an. Es fiel kein Schuss.
Als alles vorüber war, genoss er noch sein Rentenalter und führte täglich seinen Langhaardackel aus. Er hatte seinen Freund Dr. Georg Schad versprochen nach dessen Tode, das Tier weiter zu pflegen. Er hielt sein Versprechen.
Die Zerbster werden sein Andenken und in guter Erinnerung in Ehren halten.
Zerbst, den 30. Oktober 2011
H. Hehne